Ich bin fasziniert von meinem iPad als digitalem Notizbuch. Ich nutze Stifte mit einer gummierten Spitze. Damit hab ich nicht das Gefühl, das etwas Hartes auf etwas Hartes trifft, sondern eine weiche, organische Spitze ihre Spuren auf dem Bildschirm hinterlässt. Ich kann dann später alles über eine Texterkennung des Notizprogramm digitalisieren lassen und muss damit meine Notizen nicht mehr abtippen.
Eine Leserin meint, dass in dieser Form meine Schrift nicht nur gut aussehe, sondern auch lesbarer sei. Das liegt daran, dass in den Programmen die Schrift dezent korrigiert wird. Sie wird geglättet, die Eingabeimpulse der Hand werden so idealisiert. Das Programm greift so aktiv in meine Schriftbild ein. Es ist ein digitaler Schriftassistent- ein „Ende der Handschrift“ (Heiner Müller)
An einem Tag zeigt mir mein Körper die Grenze der Arbeit mit digitalen Werkzeugen. Ich beginne den Tag im Bett mit digitalen Notizen. Ich räume mein Arbeitszimmer auf und sehe dabei am Computer Krimis aus verschiedenen Mediatheken. Ich lege mich zu einem Mittagsschlaf hin und lese nach einer kurzen Ruhezeit auf dem iPad Neuigkeiten auf Spiegel online. Nach dem Mittagsschlaf habe ich Kopfschmerzen. Bis zu den Abendstunden kommt noch Übelkeit hinzu. Ich kann den Abend nur noch in absoluter Dunkelheit aushalten.
Mein Körper lässt sich von der naturalistischen Imitation der analogen Tätigkeit nicht täuschen. Ich schreibe in das digitale Notizbuch genauso wie in mein Notizbuch aus Papier. Die Seiten sehen fast identisch aus. Mein körperliche Reaktionen unterscheiden sich aber deutlich. Hier die Anspannung, die mit dem Blick auf einen Bildschirm einhergeht, dort eine Entspannung. Der Kopf wird vom Ballast der Reflexion befreit, indem die Worte in das Notizbuch geschrieben werden und sich Seite um Seite füllt.Ich nehme deshalb davon Abstand diesen Blog durch digitale Notizen vorzubereiten. Ich nutze lieber mein Notizbuch und tippe später meine Notizen ab.