Kunst aufbauen

KaOst- Kunst am Ostbahnhof

Erster Tag der Hängung: Simple Nature
Ort:Galerie KaOst Frankfurt
Datum:4.5.2019

Die Galerie KaOst ist eine kleine Galerie, die auf die private Initiative ihres Betreibers Wolfgang Raith zurückgeht. Sie besteht seit über einem Jahr in einem Hinterhaus an der Hanauer Landstraße in Frankfurt am Main. Die Gallerieräume gruppieren sich um zwei Räume, die tagsüber noch von einer Filmproduktionsfirma genutzt werden, die Wolfgang Raith mit betreibt. Die Galerie selbst besteht aus zwei Räumen, einem etwas kleineren Vorraum und einem großen hinteren Raum.

Zu Beginn nur auf Fotografie ausgerichtet, öffnete sich die Galerie auch der bildenden Kunst: Reine fotografische Ausstellungen wechseln sich mit malerischen Ausstellungen ab. Es gibt aber auch Ausstellungen, in denen sich bildende Kunst und fotografische Positionen unter einem Oberthema gegenseitig kommentieren. Mittlerweile kann man sagen, dass die Galerie im Grenzbereich zwischen bildender Kunst und Fotografie angesiedelt ist.
Die Ausstellung, bei deren Hängung ich hospitieren konnte, vereint unter dem Titel „simple nature“ unterschiedliche künstlerische Positionen. Davon kommen zwei aus der bildenden Kunst und vier aus der Fotografie.

Kontinuierlicher Verlauf oder diskontinuierliche Konfrontation ?

Zu Beginn der Hängung gibt Wolfgang Raith den anwesenden Künstler*innen und Aufbauhelfer*innen eine These vor, um die Ausstellung zu gliedern. Im ersten Raum sollen die eher naturalistisch orientierten Naturdarstellungen hängen, im zweiten eher die abstrakten bzw. konzeptionellen Arbeiten. Das ist ein guter Anfang um eine Diskussion über das Konzept der Hängung zu kommen. Letztlich sind wir in der weiteren Auseinandersetzung um die Hängung damit beschäftigt, diese These aufzulösen. Wir arbeiten stattdessen mit Konfrontationen und Korrespondenzen und mischen die Naturdarstellungen mit konzeptionellen Arbeiten. Ist der vordere Raum vielleicht ein Vorspiel für den hinteren Raum, auch eine Visitenkarte ?

Das Spannende bei der Hängung war, dass zusammen ein Gesamtkonzept erarbeitet haben. Wir hätten in der Ausstellung eine lineare Geschichte erzählen können: Ausgehend von Eckart Bartniks romantisierenden Fotos und den Polaroidarbeiten von Markus Elsner, die auch etwas verklärt die Natur im Ganzen zeigen hin zu den konkreten Strukturen in den Zeichnungen und Objekten von Katrin Trost und Sigi am Tor. Meine Arbeiten und die Arbeiten von Emily Palmer hätte ich dann dazwischen platziert. Wir haben uns dann aber entschieden die Arbeiten zu durchmischen, womit sie, glaube ich eine größere gegenseitige Relevanz bekommen haben. Wir haben nun im vorderen Raum eine Hängung, die die Natur als Ganzes zeigt, mit den beiden Arbeiten von Markus Elsner und mit einer ganz romantischen Waldlandschaft von Eckart, fast einem Spitzweg würde ich sagen. Auch dort hängen schon ein paar Bilder, die darauf hinweisen, dass es abstrakter weitergeht.
Und hinten haben wir dann eine Verbindung zwischen realistischen und abstrakten Strukturwahrnehmungen. Und das fand ich dann bei der Hängung schon das Spannende, dass es doch nicht linear ist. Das kann vom Didaktischen her weniger gut sein, aber vom Erlebniswert ist es glaube ich, höher…“
Wolfgang Raith, Galerist am 11.5.2019

Zeichnung angeregt durch die Arbeit von Katrin Trost

„…Obwohl das vielleicht sogar einfacher ist, wenn ich Bilder mit Skulpturen oder Objekten kombiniere, vielleicht bin ich dann sogar noch freier in der Auswahl wie ich die Bilder dann zusammenhänge. Wenn ich relativ gleichartige Positionen habe in der Fotografie stelle ich es mir vor, ist es schwieriger dafür eine Hängung zu finden. So wie wir es jetzt haben, also Objekte und Fotografien gemixt, ist es vielleicht einfacher, weil die Kontraste so groß sind, dass dieser Dialog zwischen Fotografie und Objekten vielleicht einfacher zustande kommt.“ „Wie kann man diesen Dialog auffassen?“ „Spannungsverhätnisse………….. Ergänzungen ist vielleicht das bessere Wort. Also der Wolfgang will ja jetzt hier „simple nature“ darstellen, wobei ja die Natur wirklich nicht einfach ist, das ist das Komplexeste, was wir überhaupt kennen. Das ist natürlich eine sehr diverse Mischung, wie wir sie jetzt haben. Vielleicht ein gutes Abbild von der Komplexität der Natur. In unserem Fall konträre Positionen, die ein größeres Spektrum wiedergeben.“ Eckart Bartnik, Fotograf am 11.5.2019

Das Abenteuer ein Exponat zu hängen

Zweiter Tag der Hängung: Simple Nature
Ort:Galerie KaOst Frankfurt
Datum:11.5.2019

Sigi am Tor fragt mich, ob ich als dritte Person mithelfe ihre zweite Arbeit, die ausgestellt werden soll, in die Galerie zu transportieren. Wir klappen die hinteren Bank eines Transporters um, schieben eine große Presspannplatte hinein und fahren über die Hanauer Landstraße zum „Atelierfrankfurt“.

Sigis Atelier in dem großen Hause für Frankfurter Künstler ist ein schmaler Raum mit einem Fenster an der Stirnseite. Am Boden liegt die Arbeit schon verpackt. Es ist eine Aluminiumplatte. Wir schieben sie auf die Presspannplatte. Die Aluplatte darf sich nicht biegen. Sie muss waagrecht transportiert werden. Wir tragen sie deshalb vorsichtig durch das Treppenhaus und achten darauf, dass sie immer waagrecht bleibt. Wir stemmen die Platte über unser Köpfe, biegen unseren Rücken und bewegen uns so langsam durch des Treppenhaus.. Unsere Bahre mit der Arbeit wird unter der aufgeklappten Heckklappe in den Bus geschoben. Als wir in der Galerie ankommen, bugsieren wir die Platte sehr vorsichtig über den Eingang an der Rampe in die Ausstellungsräume.

Bei Sigis Arbeit handelt sich um eine Aluminiumplatte, auf die im liegende Zustand bei einer Kunstaktion Farbe geschüttet wurde. Um die Farbe zu fixieren, hat sie darauf Wachs getropft. Jetzt kommt der Moment, als wir die Arbeit auspacken. Vorsichtig wird die Abdeckfolie entfernt. Eine Struktur ist zu sehen, die mich an einen großen Fisch erinnert, eher ein grünes Fossil aus der Grube Messel. Leider hat sich ein kleines Stück gelöst.

Das Problem ist, dass diese Platte noch nie gestanden hat. Was liegend entstanden ist, muss nun irgendwie an die Wand gebracht werden und so der Schwerkraft ausgesetzt werden. Die Schwierigkeit ist, die Platte beim Hängen nicht zu biegen oder in Schwingungen zu versetzen. Mit viel Sachverstand werden durch die Künstler*innen und die Aufbauhelfer verschiedene Lösungen diskutiert. Am Ende steht folgendes Verfahren: Mit einem Bohrer werden vorsichtig zwei Löcher in die Platte gebohrt. Die Aluplatte bleibt auf der Bahre und wird von den Anwesenden fest auf ihr gehalten. Am unteren Ende der Bahre werden noch zwei Nägeln eingeschlagen, so dass die Platte beim Aufrichten unten aufgesetzt werden kann. Wir richten die Platte vorsichtig auf, die Nägel werden in die Wand gehauen, die Bahre vorsichtig herausgezogen. Die Arbeit hängt.