Jede Hängung ist eine räumliche Collage. Es werden Dinge miteinander kombiniert, die gemeinsam in einem Raum ihre Wirkung entfalten. Der Raum ist dabei ein weiterer Mitspieler.
Im Prozess der Hängung werden verschiedene analoge Pakte eingegangen. Sei es, dass Fotografien eine materielle Form bekommen, sei es, dass Künstler bei der Auswahl des verwendeten Materials darauf geachtet haben, ihre Überlieferung im Blick zu haben oder sei es, dass die Zebrechlichkeit eines Werkes das Hängen zum Abenteuer macht. Oder vielleicht noch schärfer, dass der Prozess des Hängens das Kunstwerk selbst gefährdet. Ein fragiles Kunstwerk der Schwerkraft aussetzen? Um wieviel einfacher wäre es gewesen, es als Fotografie zu präsentieren?
Die Hängung ist an einen besonderen Raum gebunden und sie findet genauso zu dieser Zeit in diesem Raum statt. Sie ist ein einmaliges Ereignis, das sich so nicht wiederholt. Deshalb werden die Objekte später ungeordnet verpackt, weil jeder Ausstellung eine Neukonzeption vorausgeht.
Jede Hängung ist ein Akt, der die Gegenstände aus ihrer alltäglichen Wahrnehmung reißt. Sie werden entprofanisiert. Beim Abhängen werden sie wieder profanisiert. Ich vermute, dass gerade der gestaltete Bezug zum Umraum und zu den anderen Objekten eine große Rolle bei der Entprofansierung spielt.
Die Konzeption der Hängung ist immer schon eine Vermittlungsentscheidung. Soll die Ausstellung durch ein Thema führen, und so gewissermaßen eine Geschichte erzählen oder soll sie unterschiedliche Objekte gegeneinander setzen, als gegenseitiger Kommentar, als Ergänzung als Konfrontation, mit der Einladung selbst Konvergenzen oder Kontraste zu entdecken. Im Prozess der Hängung werden die konzeptionellen Entscheidungen wieder etwas zurückgenommen, weil die ausgepackten Arbeiten an der Wand eine neue Wirkung entfalten. Die Konzeption bricht sich am Eigensinn der einzelnen Arbeit.
Zur bestehenden Hängung können unterschiedliche Wege der Vermittlung gewählt werden.Dabei spielt die Narration eine große Rolle. Objekte können eine Geschichte erzählen, indem man sich ihres Auftauchens in der eigenen Biografie erinnert. Sie können aber auch in einer Künstlerbiografie verortet werden. Außerdem können gegenläufige Beobachtungen bei einer vertieften Auseinandersetzung dazu anregen andere Lesarten zu entwickeln. Die Objekte können aber auch ermutigen, die eigene berufliche Erfahrungen zu kommentieren. Schließlich könne sie die eigene Erzählungen verunsichern.