Mit welchem Ausstellungsraum ich beginnen soll, ist ein Tipp der mir beim Kauf der Eintrittskarte mitgegeben wird. Ich gehe zu einem schlauchartigen Raum. Als ich ihn durchschritten habe, bemerke ich, dass er in einen anderen Raum mündet, der sich an der anderen Seite des Eingangsbereichs angeschlossen hat. Der schlauchartige Raum gleicht somit einer Durchgangspassage. Er ist gebogen und erinnert mich an die Rotunde in der Schirn.
Ich setzte mich inituitv in diese Rotunde und beginne die Raumsituation als etwas verzeichnete perspektivische Zeichnung skizzieren. Mein intensiver Blick gilt einer Museumsecke, die mich entfernt an ein aufgeklappte Leporello erinnert. Die Zeichnung hilft mir einen Anfang zu finden, einen Standpunkt zu beziehen, eine Richtung einzuschlagen, um mir die Ausstellung und das Museum zu erschließen. Sie lenkt außerdem meinen Blick auf den Raum.
Als ich beginne die Farben und Schattierungen zu setzen, fällt mir auf, wie kompliziert die Lichtverhältnissse auf einer Wand sind. Es gibt Strahler, die auf die Decke ausgerichtet sind und für eine indirekte Beleuchtung sorgen. Sie sind paarweise angeordnet. Ihre Lichtkegel überschneiden sich nicht mit den benachbarten Spots, so dass sie kein universelles Lichtband erzeugt, sondern lokale Lichtfelder.. An der der Decke der Rotunde befinden sich radial verlaufende Schienen, in die Deckenstrahler eingehängt sind. Es sind zwei LED -Strahler und zwei Spotstrahler eingehängt. Irritierend ist, dass sich in diesem Raum drei Lampentypen finden, wobei die an der Wand montierten Strahler durch ihre Formgebung sehr dominant wirken.
Diese erste Zeichnung wirft für mich die Fragen auf, ob der Raum von von Anfang an als Museum konzipiert war. Wie kommen die unterschiedlichen Beleuchtungssysteme zustande? Welche Herausforderungen der Beleuchtung müssen im Museum gemeistert werden?
Das Foto, dass in dieser Ecke aufgehängt ist, ist eines der Lieblingsfotos der Fotografin, so berichtet mir später die Museumspädagogin. Es trägt den Titel „Ein Mann genießt seine Zigarre in einem zerstörten Bus in Sarajevo“ und zeigt die Atempause einer kurzen Waffenruhe.

Bei der Erkundung des Museums gilt meine Aufmerksamkeit weiteren Brüchen in der Räumlichkeit des Gebäudes. Ich suche entsprechende Stellen zum Zeichnen auf. Ich empfinde aber auch einen Bruch zwischen dem ruhigen Innehalten der Fotografie und dem eher brachialen Tiel der Ausstellung: „Bilderkriegerin.“
| Ausstellung „Bilderkriegerin“ | |
| Ort: | Käthe-Kollwitz Museum |
| Datum: | 30.6.2019 |
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